Bürger, Gärten, Promenaden – Leipziger Gartenkultur im 18. und 19. Jahrhundert

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Bürger, Gärten, Promenaden
Leipziger Gartenkultur im 18. und 19. Jahrhundert

Hardcover mit Schutzumschlag, 338 Seiten
24 x 30 cm, 386 Abbildungen
Preis: 34,50 Euro
Erschienen: 2019
ISBN 978-3-95415-085-4
(ISBN der ersten Auflage 978-3-95415-072-4)

Aus dem Inhalt

Zu den wichtigsten Markenzeichen der Stadt Leipzig gehörte im 18. und 19. Jahrhundert eine hochentwickelte Gartenkultur: Prächtige barocke Bürgergärten, frühe Landschaftsgärten und die Gärten der umliegenden Rittergüter sichern der Stadt einen bedeutenden Platz in der Gartenkunstgeschichte. Heute sind von dieser blühenden Gartenlandschaft nur noch Reste erhalten, und nur wenige Bildquellen sind einem breiteren Publikum bekannt. 
Mit dem prächtigen Band wird erstmalig eine Gesamtdarstellung dieser einzigartigen städtischen Gartenkultur publiziert. Bebildert durch zahlreiche historische Darstellungen soll das Buch einen lebendigen Eindruck der verschwundenen Pracht vermitteln.

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Rezensionen

Seit Wolfgang Schneiders „Leipzig“ ist für meine Begriffe nicht wieder ein solcher Prachtband erschienen wie der jetzt von Horsch und Tübbecke herausgegebene. Er besticht nicht nur durch vorzügliche Drucktechnik, insbesondere bei den Stadtplänen, sondern auch durch die große Zahl bisher in keinen anderen Publikationen gezeigten Abbildungen. Ich kann zu dieser editorischen Meisterleistung nur gratulieren.
Dr. Horst Schulze

Städtische Lustplätze
Leipzigs berühmte Gartenkultur beeindruckt noch heute

Wer 2016 die Ausstellung »Gartenkunst in Leipzig« in der Universität verpasste, hat jetzt Gelegenheit, Versäumtes nachzuholen – vorausgesetzt, man hat eine Affinität zur Gartenkultur im 18. und 19. Jahrhundert. Zu weit hergeholt? Leipziger Gärten und gerade auch die Promenaden sind Teil der Leipziger Stadtkultur und es gibt nicht eben viele Publikationen, die Leipzigs Grün aufarbeiten. Inspiriert von der oben genannten Präsentation haben Nadja Horsch vom Institut für Kunstgeschichte der Universität Leipzig und Simone Tübbecke von der Kustodie unter Mitwirkung von Studierenden das Buch »Bürger Gärten Promenaden« herausgegeben. In ihrer Einleitung verweisen sie zu Recht darauf, dass die Stadt in ihrer Geschichte zwar gern auf Traditionen im Buchgewerbe, der Messe und der bildenden Kunst verweist, ihren bedeutenden Platz in der Gartenkunstgeschichte aber nur am Rande erwähnt. Die 30 Autoren halten in drei zeitlich zwischen 1690 und 1870 gegliederten Kapiteln die Erinnerung an unglaublich schöne, ästhetisch und sinnlich gestaltete historische Anlagen wach. Darunter finden sich noch heute geläufige Namen wie Apels Garten oder das Rittergut Abtnaundorf. Weniger bekannte wie die Klein- und Großbosischen Gärten, der Trianongarten sowie »ländliche Lustplätze auf adeligen Landsitzen und bürgerlichen Rittergütern« bewahren sie vor dem Vergessen. Im zweiten Kapitel mit dem Titel »Leipzig und der Landschaftsgarten« wird auch die für Laien überraschende Vielfalt der botanischen Vielfalt der botanischen Pflanzenwelt beleuchtet.
Der gut zwei Kilogramm schwere Wälzer ist wahrlich kein Stoff für die Jackentasche, aber dank seiner anschaulich geschriebenen Texte, die Bilder, Lithografien und Zeichnungen ergänzen, eine empfehlenswert-inspirierende Lektüre.
Petra Mewes, Kreuzer, Oktober 2019

Buchtipps von Michael Lausberg
Onlinezeitung scharf-links, Krefeld, 8.5.2021

Nadja Horsch/Simone Tübbecke (Hrsg.): Bürger, Gärten, Promenaden. Leipziger Gartenkultur im 18. und 19. Jahrhundert, Passage Verlag, Leipzig, ISBN 978-3-95415-085-4, 34, 50 EURO (D)
Die Stadt Leipzig besaß im 18. und 19. Jahrhundert eine hochentwickelte Gartenkultur mit großzügigen barocken Bürgergärten, frühe Landschaftsgärten und die Gärten der umliegenden Rittergüter. Im 19. Jahrhundert fielen die stadtnahen Bürgergärten dem Wachstum der Stadt Leipzig zum Opfer. Heute sind von dieser blühenden Gartenlandschaft nur noch Reste erhalten, und nur wenige Bildquellen sind einem breiteren Publikum bekannt. ?Dieser Band mit Essays von zahlreichen Autor*innen publiziert erstmalig eine Gesamtdarstellung dieser städtischen Gartenkultur publiziert und will einen lebendigen Eindruck der verschwundenen Pracht vermitteln. Er ist im Rahmen eines universitären Forschungsprojektes und die Kooperation mit Partnern aus der Universität und der Stadt Leipzig entstanden.
In der vorderen Umschlagseite findet man eine Abbildung der historischen Gärten auf dem heutigen Stadtbild. Nach verschiedenen Grußworten und einer Einleitung der Herausgeberinnen wird in drei chronologisch aufgebauten Kapiteln die Gartenkultur von 1690 bis 1870 behandelt.
Im ersten Teil geht es um die Zeit von 1690 bis 1770. Nach einem einleitenden Kapitel über die barocken Bürgergärten der Stadt Leipzig werden verschiedene Beispiele wie der Grossbosische Garten, der Kleinbosische Garten, Apels Garten, der Garten von Johann Christoph Richter, der Garten des Gohliser Schlösschens und die Pläne des Landesherrn August des Starken für das Rosenthal vorgestellt.
Der zweite Teil setzt sich mit der Zeit von 1770 bis 1830 auseinander. Nach einer Einführung Landschaftsgärten bilden der Wincklersche Garten, Löhrs Garten, einer der größten Bürgergärten, Schimmels Gut, Triers Garten, der Garten am Naundörfchen, das Gellert-Denkmal und das Gellert-Sulzer-Denkmal und die Verlandschaftung des öffentlichen Grüns in Leipzig Schwerpunkte der einzelnen Essays. Danach folgt ein einzelner Beitrag über Botanik, Pflanzeneinführung und Pflanzenkultivierung in Leipzig. Anschließend geht es um die Gartenkultur auf adeligen Landsitzen und bürgerlichen Rittergütern im Leipziger Umland. Nach einer allgemeinen Einführung werden die Schlossgärten der Rittergüter im Südwesten Leipzigs, der Landschaftsgarten Machern, das Rittergut Abtnaundorf und das Rittergut Lützschena präsentiert
Im dritten Teil geht es um die Zeit von 1830 bis 1870, Nach einer Einführung zur allgemeinen Gartenkultur der Zeitspanne beschäftigen sich die Beiträge mit dem Nachleben der Leipziger Bürgergärten, der Denkmalkultur auf dem Leipziger Promenadenring, der Umgestaltung des Rosenthals zum Landschaftsgarten, die Gestaltung von Peter Joseph Lenné des Promenadenrings, dem Johannapark und dem Trianongarten.
Der Band wird durch einen Beitrag zum Umgang mit dem Herzstück der Promenadenanlagen vom Ende des 20. Jahrhundert bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts in positiver wie auch negativer Hinsicht abgerundet.
Die 386 Abbildungen quer durch die Texte zeigen Pläne, Grundrisse, historische und aktuelle Bilder, historische Postkarten und geografische Karten sowie Zeitungsausschnitte.
Im Anhang findet man ein Verzeichnis der Literatur und gedruckten Quellen, ein Verzeichnis der benutzten Archivalien, ein Ortsregister, ein Personenregister und ein Sachregister. Eine biografische Vorstellung der Autor*innen fehlt.
Hier werden erstmals ausführlich in einem Band die bedeutendsten historischen Gärten in Leipzig und seinem Umland zusammengefasst und an zahlreichen Beispielen illustriert. Es wird gezeigt, dass die Gartenanlagen als Orte der Geselligkeit und Repräsentation, der Sammlungskultur und Wissenschaften genutzt wurden. Viele historische Aufnahmen stammen aus dem Stadtgeschichtlichen Archiv und sorgen so für eine gute Illustration. Besonders die Luftaufnahmen des Bandes sind dabei zu erwähnen. Insgesamt gesehen ein reich bebilderter und aufwändiger Band zur umfangreicheren Formen der Gartengestaltung in Leipzig und zur städtischen Gartenkultur in der BRD allgemein.

Nadja Horsch und Simone Tübbecke (Hg.): Bürger Gärten Promenaden. Leipziger Garten­kultur im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig: Pas­sage-Verlag, 2019. ISBN 978-3-95415-085-4, 338 Seiten, zahlreiche Farb- und Schwarzweiß­-Abbildungen

Der voluminöse, üppig illustrierte Sammelband – die erweiterte zweite Auflage einer Publikation von 2018 – ging aus einem Forschungsprojekt der Universität Leipzig in Kooperation mit mehre­ren Leipziger Sammlungen und Archiven hervor. 24 Studierende trugen zu dem Band bei. Um es vorwegzunehmen: Eine solche Zusammenarbeit, die man sich auch für andere Städte wünschen möchte, bietet die Chance für historische For­schung, die von den für die Gartendenkmalpflege zuständigen Ämtern kaum geleistet werden kann. Infrastrukturmaßnahmen, Übernutzung und Immobilienansprüche bedrohen Gärten und Parks häufig gerade in und bei den Städten. Um das öffentliche Bewusstsein für das historische Gartenerbe und seine Relevanz für das bürger­schaftliche Leben und das Stadtbild zu stärken, ist eine Aufarbeitung und Darstellung des his­torischen Bestandes in jedem Falle wichtig und sinnvoll. Öffentliches Grün und private Gärten tragen zur Lebensqualität der Städte in erhebli­chem Maße bei – in Zeiten der Pandemiekrise wird dies deutlicher denn je. Zum Zielpublikum des hier besprochenen Bandes gehört folgerichtig außer einer wissenschaftlichen Leserschaft auch ,,das interessierte Laienpublikum“ (S. 11). ,,Als Orte der Geselligkeit und Repräsentation, aber auch der Sammlungskultur und Wissenschaft nahmen die Gärten einen bedeutenden Stellen­wert in der Herausbildung der bürgerlichen Kul­tur der Handelsstadt ein.“ (S. 9)
Bereits in der an der Architekturfakultät der Technischen Hochschule Dresden bei Cor­nelius Gurlitt angefertigten Dissertation von Hugo Koch, ,,Sächsische Gartenkunst“ (1910), wird das zum Kurfürstentum Sachsen gehörende Leipzig gewürdigt. Im Unterschied zu deutschen „Gartenstädten“ der Frühen Neuzeit wie etwa Hamburg oder Nürnberg war Leipzig weder eine Hansestadt noch eine Freie Reichsstadt, profi­tierte aber, so wie diese, als europaweit vernetzte Handelsstadt von internationalen Anregungen und Netzwerken. Aufgrund des Messeprivilegs hatte Leipzig immer eine gewisse Unabhängig­keit. Auch für den Handel mit Gehölzen, Sträu­chern und exotischen Pflanzen war die Stadt ein Referenzort. Ein umfangreicher, detaillierter Bei­trag von Kathrin Franz, der „Pionierin der Leipziger Gartenkunstgeschichte“ (S. 10) behandelt die „Botanische Vielfalt in Leipzig“, Forschung, Handel und Pflanzenverwendung von der Frü­hen Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert.
Der Zeitrahmen des Bandes setzt nach dem Dreißigjährigen Krieg ein und endet im späten 19. Jahrhundert. In drei nach chronologischen und stilistischen Gesichtspunkten sortierten Kapiteln folgen jeweils auf einführende Texte topografisch orientierte Beiträge zu einzelnen Gärten oder Denkmalgruppen in Leipzig und seiner Umge­bung sowie als letztes ein Beitrag zum Leipziger Promenadenring aus der Perspektive der Garten­denkmalpflege. Ein umfangreicher Anhang mit Literatur-und Quellenverzeichnis, Orts-und Personenregister schließt den Band ab.
Nach einer Einführung zur bürgerlichen Gartenkunst der Frühen Neuzeit von Simone Tübbecke werden im ersten Kapitel (1690–1770) der Großbosische und der Kleinbosische Gar­ten der Gebrüder Caspar und Georg Bose vor­gestellt, Leipziger Kaufleute, deren Sammlun­gen exotischer Gewächse ein weit überregionales Renommee als Orte der botanischen Forschung hatten. Auf Apels und Richters Garten, das Gohliser Schlösschen und das Rosental gehen weitere Beiträge ein. Der –wenigstens kurze – fachübergreifende Hinweis auf die Leipziger Kaffeehausgärten als musikalisches Ambiente hätte sich hier gut gemacht, zumal kein Gerin­gerer als Johann Sebastian Bach manche seiner weltlichen Kompositionen in Leipziger Kaffee­hausgärten aufführte.
In ihrer Einführung zum zweiten, dem Land­schaftsgarten gewidmeten Kapitel (1770–1830) hebt Nadja Horsch die nach Abtragung der Stadt­befestigung seit den 1780er Jahren entstehen­den öffentlichen Spaziergänge in ihrer Relevanz für das Leben der bürgerlichen Stadtgesellschaft hervor. Für die Ausbildung der deutschsprachi­gen Literatur zum Landschaftsgarten war Leip­zig auch als Verlagsstandort (Voss, Baumgärtner) wichtig. Die „Englische Anlage“, 1784 im Auf­trag des Leipziger Rats auf einem Areal der nie­dergelegten Stadtbefestigung angelegt, war ver­mutlich der früheste im kommunalen – nicht fürstlichen – Auftrag ausgeführte öffentliche Landschaftsgarten nicht nur Deutschlands, son­dern Europas. Seine Entstehungsgeschichte wird im Band anhand umfangreichen Abbildungsma­terials nachvollzogen. Bei den Landschaftsgär­ten wohlhabender Leipziger Bürger handelte es sich um erstaunlich weitläufige Anlagen, einige mit aufwendigen Glashäusern; das wasserreiche Gelände wurde für attraktive Anlagen mit gro­ßen Wasserflächen genutzt. Mehrere von ihnen wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts zu öffent­lichen Parks umgewidmet, mit Denkmälern und Parkgebäuden versehen. Die adligen Land­sitze und bürgerlichen Rittergüter im Leipziger Umland verfügten über viel Freiraum, um Land­schaftsgärten anzulegen. Machern, Abtnaundorf und die Ornamental Farm Lützschena gehören zu den auch überregional bekannten Beispielen.
Das von Nadja Horsch eingeführte dritte Kapitel des besprochenen Bandes widmet sich der „Leipziger Gartenkultur in Zeiten städte­baulichen Wandels“ 1830–1870. Im Vergleich mit anderen deutschen Städten hatte der Leip­ziger Rat früh, schon 1796, Carl Friedrich Kühn als ersten Ratsgärtner eingesetzt, der dieses Amt bis 1846 innehatte, gefolgt von Rudolph Sie­beck und Carl Otto Wittenberg. Dank dieser amtlichen Zuständigkeit, die in vielen anderen Städten erst in der Jahrhundertmitte einsetzte, nahm Leipzig im 19. Jahrhundert geradezu eine Vorbildrolle für eine konsequente kom­munale Grünplanung ein. Bei den bedeuten­den Aufgaben handelte es sich um den Prome­nadenring und um die „Schmuckanlage“ beim Museum der bildenden Künste, mit deren Ent­wurf 1857 Peter Joseph Lenne beauftragt wurde. Die Leipziger Kunst- und Handelsgärtner eta­blierten sich seit dem frühen 19. Jahrhundert in der wichtigen Funktion, reiche Pflanzenaus­wahl für bürgerliche Gartenträume anzubieten. Mit Beiträgen über die Leipziger Vorstädte, in denen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts größere Wohnkomplexe mit Gärten ent­standen, über Denkmäler auf dem Promenaden­ring, zur Umgestaltung des Rosentals und die beiden Lenne-Parks der Stadt (Promenadenring und Johannapark) und dem Trianongarten endet der historische Teil des Bandes. Als Mitarbeite­rin des Amtes für Stadtgrün und Gewässer der Stadt Leipzig stellt abschließend Petra Friedrich den gartendenkmalpflegerischen Umgang mit dem Promenadenring vor.
Der Band ist mit vielseitigem, zum Teil erstmals publiziertem Bildmaterial attraktiv und abwechslungsreich ausgestattet: Gemälde, Druckgrafik, Zeichnungen, Pläne (auch Falt­pläne), Aufrisse, Fotos, Luftaufnahmen u. a. Das Stadtmodell von Johann Christoph Merzdorf (1822) zeigt geradezu exemplarisch das grüne Leipziger Stadtbild im frühen 19. Jahrhundert. Ein Band, der hoffentlich auch außerhalb Leip­zigs zu weiterer gartenhistorischer Forschung anregen wird.
Iris Lauterbach, Zeitschrift „Die Gartenkunst“