Meißen

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Beschreibung

Wolfgang E. Fischer

Meißen
Für Liebhaber

Festeinband, 368 Seiten
23,5 x 29 cm, 890 Abbildungen
ISBN 978-3-95415-132-5

LESEPROBE

Meißen, die tausendjährige Stadt an der Elbe und ein wahres Kleinod Sachsens, zieht die Besucher mit zahlreichen Reizen in seinen Bann. Schon von weitem grüßt die imposante Burganlage mit Albrechtsburg, Domtürmen und Bischofsschloss als Wahrzeichen thronend über der Stadt. Die historische Altstadt mit romantischen Straßen, Gassen und Plätzen sowie zahlreichen Bürgerhäusern aus dem 15.–18. Jahrhundert schmiegt sich malerisch an den Burgberg. Das Buch führt Sie zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten einschließlich des Umlandes. Aber Meißen ist auch als Porzellan- und Weinstadt berühmt. Die Vielfalt und bezaubernde Schönheit des Meissener Porzellans kann am besten in seiner Manufaktur im Triebischtal bestaunt werden. Auch ein Glas guten Meißner Weins sollte man in einen der vielen kleinen Restaurants oder Weinstuben probieren.

Rezensionen

Ralf Julke
Meißen für Liebhaber: Eine opulente fotografische Einladung in die Stadt an der Elbe

Man kommt ja selbst ganz durcheinander. Das altehrwürdige Städtchen Meißen schreibt sich noch immer mit ß, der Markenname für das Porzellan aus Meißen aber schreibt sich mit Doppel-S. Aber in diesem wirklich formidablen Buch geht es um die Stadt, die aufs engste verknüpft ist mit der Entstehung der Mark Meißen und damit des späteren Herzogtums, Königtums und Freistaats Sachsen. Das klingt nach Geschichte. Und man kann diese Geschichte auch erleben, wenn man das Städtchen aufsucht, dem Wolfgang E. Fischer diesen mehr als nur opulenten Fotoband gewidmet hat.
Über 350 Seiten, die Bilder in leuchtender Strahlkraft. Man merkt, dass Fischer nicht nur in dem alten Städtchen an der Elbe aufgewachsen ist. Er will Meißen mit über 800 Fotografien regelrecht in Szene setzen, wie das bis jetzt noch nicht vielen Städten in Sachsen passiert ist.
Auch weil die Aufmerksamkeit meist nur auf den touristisch vermarkteten Sehenswürdigkeiten liegt, nicht auf der malerischen Schönheit der alten Städtchen, die sich in den letzten 35 Jahren allesamt wieder gemausert haben und heute in sanierter Schönheit zeigen, mit welcher Liebe und Aufmerksamkeit bis in die Details die dort wohnenden Menschen ihre Häuser gebaut haben.
Jedes Haus eine eigene Geschichte. Und Fischer nimmt die Buchbetrachter mit, seine Heimatstadt mit seinen Augen zu betrachten, also langsam zu gehen, nicht einfach die Straßen und Plätze abzuhetzen, damit man sie abgehakt bekommt. Sondern langsam zu laufen – was auch der eigenen Puste gut bekommt. Denn die Burg Meißen wurde ja bekanntlich auf einem Berg über der Elbe errichtet.
Es geht also ständig bergauf – mal auf gepflasterter Straße, mal auf verstecktem Weg, oft genug aber auch über Treppenanlagen, die zu einer anderen Erkundung des Burgbergs und auch der Meißener Freiheit einladen. Denn auch wie München hat Meißen seine Freiheit. Und Fischer erklärt auch, was es damit historisch auf sich hat.
Dazu darf man ruhig zum Kapitel „Afraberg und Freiheit“ vorblättern. Ein Kapitel, mit dem Fischer die Meißen-Besucher sowieso dazu einlädt, ein Stück der Stadt zu entdecken, das den meisten Tagesbesuchern gar nicht in den Sinn kommt. Obwohl man dadurch eine Menge lernt über Meißens Geschichte. Und die wechselnden Blicke auf den Burgberg bekommt man einfach obendrein.

Vom Bahnhof zum Markt zur Burg
Aber wie kommt man nach Meißen? Auch Fischer empfiehlt -wie jeder gute Stadtverführer –, die Tour am Bahnhof zu beginnen. Das ist auch die erste Tour, mit der man Meißen erst einmal kennenlernt, denn sie führt direkt zum Markt, also dem Zentrum der bürgerlichen Stadt, die es natürlich auch gab. Denn Meißen lebte ja nicht (nur) von der Burg, spätestens, als die sächsischen Herzöge ihre Residenz nach Dresden verlegten. Was wieder mit der berühmten Leipziger Teilung zu tun hat, die eigentlich jeder Sachse in der Schule kennengelernt haben sollte.
Eine Folge davon war natürlich, dass die beiden sächsischen Herzöge Ernst und Albrecht auf dem Meißener Burgberg das erste wirkliche Renaissance-Schloss Deutschlands zwar zu bauen begannen, da oben aber tatsächlich nicht wohnten. Denn Ernst verschlug es nach der Teilung nach Torgau und Wittenberg, Albrecht ging lieber nach Dresden, obwohl Arnold von Westfalen, der berühmteste Baumeister dieser Epoche, auf dem Meißner Burgberg noch baute und ein echtes Prachtschloss hinstellte.
Und dann wohnten die Fürsten einfach nicht drin. Aber trotzdem ist es bis heute das beeindruckende Zeugnis der Schlossbaukunst in der Renaissance. Und nimmt einen gewichtigen Teil in diesem prächtigen Bildband ein. Denn Fischer hat natürlich auch alles, was auf dem Burgberg zu besichtigen ist, in eindrucksvolle Fotografie gebannt und dazu lauter erläuternde Begleittexte geschrieben – vom Domplatz über die Domherrenhäuser, das Amtsgericht und den Dom St. Johannes und St. Donatus bis zur Albrechtsburg.
Und tatsächlich kann man mit ihm die großen Gebäude auch von innen besichtigen – von den eindrucksvollen Kelleranlagen bis in die Türme und in das Gebälk. Und Turmbesteigungen hat sich Fischer nicht ein einziges Mal entgehen lassen. Er wollte da oben stehen und auf den Auslöser drücken und den Betrachtern zeigen: Seht her, was für eine Aussicht! Und immer scheint die Sonne. Zumindest in jenem umfassenden Teil, mit dem Fischer einlädt, seine Heimatstadt in all ihren Gassen und Winkeln kennenzulernen.

Auf Abwegen, bei Nacht und in Wintertagen
Und weil man lernen muss zu spazieren, damit man auch lernt, die Aussichten wahrzunehmen, gibt es auch extra Kapitel zum Rundweg am Burgberg und zu den Spazierwegen an Afra- und Burgberg. Auf denen man dann auch noch ein paar Reste der alten Burg- und Stadtbefestigung entdecken kann. Eindrucksvolle Reste. Diese Burg war tatsächlich mal so ausgelegt, dass sie gegen feindliche Angreifer hätte verteidigt werden können.
Und weil es eine besondere Aufmerksamkeit verdient, sortiert Fischer die Kirchen und Kapellen der Stadt genauso in ein eigenes Kapitel wie die Porzellan-Manufaktur, die ein wirklich begeisterter Meißen-Besucher niemals auslassen würde. Er stellt aber auch die drei Gewässer vor, die Meißen prägen: Elbe, Triebisch und Meisa. Der letztgenannte Bach gab ja Stadt und Burg den Namen.
Und gleichzeitig erzählen alle drei Wässerchen auch von vergangenen Hochwassern, die Meißen immer wieder heimsuchten – zuletzt medienwirksam 2013. Etwas, womit ein Ort, der direkt an einer alten Elbefurt und einem viel genutzten Flusshafen angelegt wurde, natürlich immer rechnen muss. Auch wenn es aufwendig ist, die teuren Kleinode der immer wieder restaurierten Stadt zu schützen.
Aber Schauenlernen heißt eben auch, die anderen Seiten der Stadt ebenfalls kennenzulernen, jene Seiten, die man nur kennenlernt, wenn man auch mal abends und nachts bei Mondschein loszieht, um die im Himmel leuchtende Albrtechtsburg zu bewundern. Oder bei Schnee, Nebel und Eis im Winter, wenn Meißen für kurze Zeit auch noch im Schneezauber zu erleben ist. Etwas – wie Fischer feststellt – was auch in jüngster Zeit immer seltener zu erleben ist.
Umso eindrucksvoller sind natürlich seine Fotos, die allesamt davon erzählen, dass er seine Stadt unbedingt in allen Stimmungen und von allen Seiten im Bild festhalten wollte. Auch für all jene, die den schwergewichtigen Fotoband auf den Schoß bekommen, aber den Tagesausflug nach Meißen einfach nicht im Kalender unterbringen.
Obwohl es Anlässe genug gibt – wie die im Kapitel „Festliches Meißen“ gesammelten Feste. Und selbst wenn man beim längeren Aufenthalt in Meißen schon (fast) alles gesehen haben sollte, kann der Blick über Berge und Elbe hinwegschweifen und man die dort versteckten Ziele anpeilen – Weinberge und Schlösser ohne Zahl, manche klein, märchenhaft und versteckt. Aber selbst wenn man es ganz groß haben möchte, bleiben auch Schloss Wackerbarth, Schloss Moritzburg und Dresden selbst in Ausflugsnähe.
Gelungen ist Fischer mit dieser Foto-Schau seiner Heimatstadt etwas, was gewiss auch so manch anderes Städtchen in Sachsen verdient hätte, auch wenn es an das ehrwürdige Alter von Meißen nicht heranreichen sollte. Aber einen ähnlichen Bürgerstolz und eine ähnliche Liebe zur ererbten historischen Bausubstanz findet man auch anderswo.
Auch wenn man beim Durchwandern von Fischers Bildband das Gefühl hat: So mächtig gewaltig ist nur Meißen. So eindrucksvoll, dass man schon beim Blättern meint, man würde mit Staunen in den Augen alle diese schmalen Wege und Steige erklimmen, um von der nächsten Aussicht ins weite Land zu schauen.
Nur da und dort ein paar wechselnde Baugerüste erinnern daran, dass Fischer einige Jahre darauf verwandt hat, seine Stadt ins Bild zu bekommen. Manchmal zahlt sich Geduld einfach aus. Und dann braucht man nur noch einen Verlag, der den Mut hat, ein so opulentes Bilderwerk dann auch noch zu drucken.